ChatGPT und KI-Chatbots: Einfluss auf das Suchverhalten und den Web-Traffic

24.02.202505 min

Die rasante Entwicklung generativer künstlicher Intelligenz (KI) verändert Stück für Stück das Suchverhalten. Vor allem ChatGPT, eines der bekanntesten KI-Modelle, hat sich im letzten Jahr für viele informationale Anfragen als Alternative zu klassischen Suchmaschinen etabliert. Seit der Einführung von GPTSearch liefert das Tool auch die Möglichkeit einer Online-Suche inklusive Quellenangabe.

In der SEO-Welt fragt man sich wie schon zu Zeiten von Voice Search wie ChatGPT und andere KI-Chatbots das Suchverhalten und den Web-Traffic beeinflussen könnten. Aktuelle Studien von Semrush und Ahrefs, führenden Anbietern für SEO- und Marketing-Analysen, geben Aufschluss über diese Entwicklungen. Die Studie von Semrush basiert auf Daten von über 80 Millionen Clickstream-Anfragen aus der zweiten Jahreshälfte 2024 und zeigt, wie sich der Einfluss von ChatGPT auf verschiedene Branchen, Nutzergewohnheiten und den Traffic im Web auswirkt. Die Ahrefs-Studie analysierte den Traffic von 3.000 Websites, um die Größe und Zusammensetzung des durch KI-Chatbots generierten Traffics zu verstehen.

ChatGPT als neue Traffic-Quelle

Während Suchmaschinen weiterhin die primäre Quelle für Web-Traffic darstellen, zeichnet sich ein deutliches Wachstum bei ChatGPT-Weiterleitungen ab. Im Juli 2024 generierte ChatGPT täglich Traffic für weniger als 10.000 Domains. Nur vier Monate später, im November 2024, lag diese Zahl bereits bei über 30.000 Webseiten täglich.

Das Bild zeigt die Anzahl der Domains, die Traffic über ChatGPT erhalten haben. Man sieht, dass es im Verlauf des Jahres 2024 auf teilweise über 30.000 steigt.
Steigende Anzahl der Domians, die Traffic über ChatGPT erhalten haben
Quelle: Semrush

Interessanterweise setzte dieser Trend noch vor der offiziellen Einführung der ChatGPT-Suchfunktion am 31. Oktober 2024 ein. Schon im August 2024 war eine steigende Anzahl an Nutzern zu beobachten, die ChatGPT als Alternative zur klassischen Websuche nutzten. Dies zeigt, dass sich viele Anwender schon früh an eine KI-gestützte Form der Informationsbeschaffung gewöhnten, noch bevor eine dedizierte Suchfunktion zur Verfügung stand. Vor allem bei längeren Anfragen, zu denen man noch etwas erklären möchte, greifen manche Nutzer lieber auf LLMs zurück. Bei der klassischen Google-Suche geht es meistens um einzelne oder mehrere Keywords. Die Sucheingaben sind in den meisten Fällen aber relativ kurz gehalten. Im Vergleich dazu sind Anfragen bei LLMs oft ausführlicher, Beschreiben einen konkreten Fall oder es wird in Chatform kommuniziert.

Laut Ahrefs fließt jedoch nur ein kleiner Anteil des gesamten Web-Traffics über KI-Chatbots. Die Untersuchung von 3.000 Domains ergab, dass nur etwa 0,2 % des Suchmaschinen-Traffics tatsächlich aus generativer KI stammt. Trotzdem ist dieser Anteil nicht zu unterschätzen, da er innerhalb weniger Monate rasant gewachsen ist. Die Studie deutet darauf hin, dass der KI-Traffic für bestimmte Branchen deutlich relevanter sein kann als für andere. Wichtig ist, dass Webmaster KI-Bots nicht ausschließen, sonst werden sie auf lange Sicht Nachteile haben und nicht in den KI-Ergebnissen ausgespielt werden.

Unterschiede in den Suchanfragen

Zu sehen ist die Suchintention auf Google verglichen mit der auf ChatGPT. Auf ChatGPT wird deutlich mehr informational gesucht. Auf Google dagegen mehr navigational.
Suchintention bei Google verglichen mit der auf ChatGPT
Quelle: Semrush

Die Eingabenlänge und der Search Intent wurde von Semrush genauer betrachtet. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der klassischen Google-Suche und ChatGPT:

Besonders bemerkenswert ist, dass laut Semrush 70 % der ChatGPT-Anfragen keiner klassischen Suchintention zugeordnet werden können. Dies bedeutet, dass viele Nutzer das Tool nicht als reine Suchmaschine verwenden, sondern für komplexe Aufgaben wie Brainstorming, Textgenerierung oder das Erstellen von Zusammenfassungen.

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Ahrefs bestätigt diesen Trend: Während Google vorrangig für direkte Informationsabfragen genutzt wird, setzen User KI-Chatbots vermehrt für nicht-lineare, interaktive Suchprozesse ein. Dies könnte langfristig die Art und Weise verändern, wie Inhalte konsumiert werden und wie mit Informationen interagiert wird. Da immer mehr KI-Funktionen in Browser und Co. integriert werden, ist zu erwarten, dass diese Technologie mehr Anklang als Voice Search findet.

Welche Branchen profitieren besonders?

Nicht alle Sektoren erhalten gleichermaßen Traffic über KI-Tools. Die Semrush-Daten zeigen, dass bestimmte Branchen besonders stark von ChatGPT profitieren.

Die Grafik zeigt, welche Branchen am meisten von Traffic über ChatGPT profitieren. Ganz vorne dabei sind online services, Bildung und Massenmedien.
Diese Branchen profitieren am meisten von Traffic über ChatGPT
Quelle: Semrush

In einigen Fällen generierte ChatGPT sogar mehr Besucher als Google oder Bing, was verdeutlicht, wie schnell sich das digitale Suchverhalten verändert.

Ahrefs untersuchte zusätzlich, wie viele Websites tatsächlich von KI-generiertem Traffic profitieren. Dabei stellte sich heraus, dass größere Plattformen mit etabliertem Content-Angebot einen deutlich stärkeren Vorteil durch KI-Weiterleitungen als kleinere Webseiten haben. Unternehmen mit einer langfristigen SEO-Strategie und umfangreichen Inhalte haben demnach einen Vorteil, wenn es um die Auffindbarkeit durch KI-gestützte Suchmechanismen geht.

Demografische Unterschiede zwischen ChatGPT- und Google-Nutzern

Ein weiterer Aspekt der Semrush-Analyse betrifft die Unterschiede in der Nutzerbasis. Während Google eine breit gefächerte Zielgruppe anspricht, zeigt sich bei ChatGPT eine auffällige demografische Verschiebung:

Diese Unterschiede könnten langfristig dazu führen, dass sich das Suchverhalten der jüngeren Generationen nachhaltig verändert. Falls jüngere Nutzer verstärkt auf KI-gestützte Modelle setzen, könnte dies Auswirkungen auf das gesamte Suchmaschinen-Ökosystem haben. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Suche von älteren Nutzen verändern, wenn immer mehr Smartphones und andere Alltagsgadgets KI-Anbindungen haben.

Was bedeutet das für SEO und digitales Marketing?

Sowohl die Semrush- als auch die Ahrefs-Studie zeigen, dass ChatGPT und KI-gestützte Suchmechanismen den Web-Traffic beeinflussen, jedoch aktuell noch keine vollständige Alternative zu Google darstellen. Unternehmen und SEOs sollten dennoch folgende Entwicklungen im Blick behalten:

  1. Content-Optimierung für KI-Modelle: Webseiten mit detaillierten, gut strukturierten Inhalten profitieren stärker von KI-gestütztem Traffic als Seiten mit wenig oder oberflächlichem Content.
  2. Veränderte Suchintentionen verstehen: Da viele Anfragen in ChatGPT nicht der klassischen Google-Suche entsprechen, könnten sich neue Content-Formate und Optimierungsstrategien entwickeln.
  3. Langfristige SEO-Strategien anpassen: Auch wenn KI-Modelle aktuell nur einen kleinen Teil des Suchverkehrs generieren, wächst dieser Anteil stetig. Unternehmen sollten bereits jetzt testen, wie sich ihre Inhalte über KI-Tools verbreiten lassen.

Auswirkungen auf Linkbuilding und Offpage-SEO

Der wachsende Einfluss von ChatGPT und KI-gestützten Suchmechanismen verändert auch Linkbuilding- und Offpage-Strategien. Um KI-generierten Traffic optimal zu nutzen, sind Anpassungen notwendig:

Key Findings aus den Studien von Semrush und Ahrefs

Wachsender Einfluss von ChatGPT auf den Web-TrafficJuli 2024: ChatGPT leitete Traffic auf <10.000 Domains/Tag. November 2024: >30.000 Domains/Tag. Starker Anstieg schon vor der Einführung der Suchfunktion im Oktober 2024.
Unterschiede in den SuchanfragenOhne Suchfunktion: Ø 23 Wörter pro Prompt → explorative, kreative Nutzung. Mit Suchfunktion: Ø 4,2 Wörter → Suchverhalten ähnelt Google. 70 % der Anfragen entsprechen keiner klassischen Google-Suchintention.
Branchen mit hohem KI-TrafficIT & Technologie: Entwickler nutzen ChatGPT für Code und Problemlösungen. Bildung & Wissenschaft: Studierende und Forschende für Recherchen. Content-Plattformen: Hochwertige Inhalte ziehen gezielt KI-generierten Traffic an.
Demografische Unterschiede zwischen Google und ChatGPTJüngere, technikaffine Nutzer bevorzugen ChatGPT. Google bleibt führend bei älteren und allgemeinen Nutzergruppen.
Anteil von KI-Chatbots am Web-TrafficAhrefs: KI-Weiterleitungen machen aktuell nur 0,2 % des gesamten Suchmaschinen-Traffics aus. Besonders größere Websites profitieren.
SEO-Implikationen für UnternehmenDetaillierte, gut strukturierte Inhalte profitieren stärker von KI-Traffic. KI-Suchintentionen unterscheiden sich von Google – neue Content-Strategien nötig. Langfristige SEO-Anpassungen erforderlich, um KI-Traffic optimal zu nutzen.

Patricia Unfried ist Teil des Content Outreach Teams bei eology und betreut internationale Großkunden im Bereich des Consultings und des Projektmanagements. Neben ihrer Aufgabe als Team-Lead für den Bereich Qualitätssicherung verfasst die studierte Germanistin und Anglistin Fachbeiträge zu aktuellen SEO-Themen.

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